Startseite » Brustkrebs » Fertilität
Das Mammakarzinom zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen der Frau. In Deutschland erkranken ca. 55.000 Frauen jährlich an einem Mammakarzinom. 10 % dieser Patientinnen sind unter 40 Jahren. Da sich die Heilungsaussichten und Überlebensraten bei onkologischen Erkrankungen insbesondere bei jungen Frauen deutlich gebessert haben, muss deshalb auch im Rahmen der onkologischen Therapie frühzeitig vor Beginn einer Chemotherapie über den Fertilitätserhalt gesprochen werden.
20.03.2023
Auch aus psychologischen Gründen ist es für die Patientin äußerst wichtig, über den Fertilitätserhalt zu sprechen, da ihr dadurch eine Perspektive für die Zukunft gegeben wird und sie nach Abschluss der onkologischen Therapie über ihre Familienplanung nachdenken kann. Durch die Chemotherapie kommt es zu einem Follikelverlust in den Eierstöcken, wodurch die Funktion der Eierstöcke frühzeitig eingestellt wird. Es stehen dann für einen späteren Zeitpunkt keine Follikel mehr mit befruchtungsfähigen Eizellen zur Verfügung, sodass der Kinderwunsch dann trotz des jugendlichen Alters der Patientin nicht mehr erfüllt werden kann.
Es bestehen heute verschiedene Optionen, die Fertilität auch nach der Chemotherapie zu erhalten. Diese Möglichkeiten sollen hier zusammenfassend dargestellt werden und in Bezug auf ihre Chance zu einer Schwangerschaft zu kommen diskutiert werden.
Die Kryokonservierung (Tieffrieren von Eierstockgewebe) muss nach wie vor als experimentell gesehen werden, da es nur eine kleine Zahl von ausgetragenen Schwangerschaften gibt. Als günstige und reproduzierbare Methode hat sich die Vitrifikation von reifen Eizellen, Eizellen im Vorkernstadium und Embryonen gezeigt, wobei die Kryokonservierung von Embryonen in Deutschland nach dem Embryonenschutzgesetz nach wie vor nicht erlaubt ist. Jedoch bieten diese Methoden eine reproduzierbare Schwangerschaftsrate, sodass sie durchaus den onkologischen Patienten mit späterem Kinderwunsch empfohlen werden können.
Neben der Kryokonservierung zum Fertilitätserhalt ist die Kryokonservierung von Eizellen und Embryonen heute integraler Bestandteil der Reproduktionsmedizin. Bei mehr als 1,2 Mio. geborenen Kindern von eingefrorenen Eizellen oder Embryonen hat sich diese Technologie zwischenzeitlich weltweit etabliert und findet ihre tägliche routinemäßige Anwendung in der Mehrzahl der Kinderwunschpraxen.
Durch die Kryokonservierung von reifen Eizellen und Vorkernstadien können heute Schwangerschaftsraten von 20-35 % per Transfer erreicht werden. Es ist damit die Erfolgsrate dieser Methode ähnlich gut wie bei normalen Kinderwunschpatienten und es handelt sich um eine etablierte Behandlungsmethode für den Kinderwunsch. Bei dem Fertilitätserhalt geht man heute so vor, dass vor Beginn einer Chemotherapie die Eierstöcke durch Hormone stimuliert werden und dann zum Zeitpunkt vor der möglichen Ovulation durch eine Punktion der Follikel die Eizellen gewonnen werden. Es können dann die Eizellen mit Samenzellen zusammengebracht werden und die Eizellen können dann kurz vor der Befruchtung (Vorkernstadium) eingefroren werden.
Es kann auch versucht werden medikamentös die Eierstockfunktion zu beeinflussen und zu erhalten. Hierfür gibt es Medikamente, die die Eierstockfunktion ruhig stellen. Es kann dann versucht werden nach der Chemotherapie die Eierstockfunktion wieder in Gang zu bringen. Diese medikamentösen Wege stehen jedoch noch am Anfang und Erfolgsraten sind nicht sonderlich gut (Schwangerschaftsrate 3 % per Embryotransfer).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Erhaltung der Fertilität heute möglich geworden ist und deshalb eine frühe Aufklärung bei Patientinnen mit einem Mammakarzinom erforderlich ist. Es muss über das Risiko eines Verlustes der Eierstockfunktion gesprochen werden und wie man dennoch die Fertilität heute erhalten kann. Es gibt heute verschiedene Optionen, die dargestellt wurden. Diese werden heute auch in Deutschland in dem wichtigen Projekt FertiPROTEKT dargestellt. Hierüber kann man sich in jedem Kinderwunschzentrum informieren. Die medikamentöse Ruhigstellung der Eierstöcke ist bisher nicht sehr Erfolg versprechend, es muss deshalb versucht werden, die Fertilität durch die Kryokonservierung von Eizellen oder Eierstockgewebe vor der Chemotherapie zu ermöglichen und dadurch zu einem späteren Zeitpunkt die Fertilität zu erhalten.
In der folgenden Tabelle sehen Sie eine Übersicht der Fertilitätsprotektion mit deren Möglichkeit und Chancen:
Merkmale | Zeitbedarf | SS-Rate | Satuts | |
Ovargewebe oder Ovarien | Laparoskopie, Vitrifikation/ Slow Cooling, Retransplantation (LSK) | Sofort | ? | Experimentell (12 Schwangerschaften weltweit) |
Oozyten unreif | Keine Hormone, In-vintro-Maturation | Sofort | 10-15% (?) | Experimentell |
Oozyten reif (M2) | Stimulation, Vitrifikation | Sofort | 10 (?) | In Optimierung |
Vorkernstadien | Partner! Stimulation, IVF / ICSI, Vitrifikation | 10-14d | 20-35% | Etabliert, Standard (in BRD) |
Embyronen | Partner! Stimulation, IVF / ICSI, Vitrifikation nicht BRD (ESchG) | 10-14d | 20-35% | Etabliert, Standard |
Vor allem junge Frauen mit Kinderwunsch stehen nach der Diagnose Brustkrebs vor der Frage, ob sie jemals Kinder bekommen können. Wenn auch Sie diese Frage: Kann ich nach einer Brustkrebsdiagnose noch Kinder bekommen? umtreibt, können wir Ihnen Mut machen, denn das ist generell möglich.
Diese Frage sollte allerdings frühzeitig vor dem Therapiebeginn mit dem behandelnden Ärzteteam besprochen werden. Denn abhängig von den Zytostatika, die man während der Chemo erhält, kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigt und das Gewebe der Eierstöcke geschädigt werden.
Haben Sie (noch) einen Kinderwunsch, sollten Sie darüber nachdenken, sich vor Beginn der Chemo Eizellen entnehmen zu lassen, die nach der Behandlung eingesetzt werden. Außerdem kann Ihnen der Arzt spezielle Medikamente (GnRH-Analoga) verschreiben, die Ihre Eierstöcke und deren Funktion während der Behandlung schützen und dafür sorgen, dass es nach der Behandlung wieder zu Eisprüngen kommt. Zu dieser Option liegen allerdings noch wenige wissenschaftliche Studien vor. Besprechen Sie alle Möglichkeiten unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt/Ihrer Ärztin.
Werden Sie mit einer Antihormontherapie behandelt, sollten sie währenddessen nicht schwanger werden. Diese Art der Therapie kann sich auf den Stoffwechsel der Geschlechtshormone auswirken, sodass die Gefahr einer Fehlbildung beim ungeborenen Kind besteht.
Erhalten Sie regelmäßig Infos rund um Ihre Erkrankung sowie Neuigkeiten zu den Angeboten von PINK! – jetzt anmelden!
Wir verwenden Cookies, um Ihnen Dienste auf unserer Website anzubieten, Inhalte und Werbung zu personalisieren, um Funktionen für soziale Medien bereitzustellen und um den Zugriff auf unsere Website zu analysieren. In bestimmten Fällen werden dabei Informationen unseren Partnern für soziale Medien, Werbung und Analysen zur Verfügung gestellt. Unsere Partner können diese Informationen mit anderen Daten kombinieren, die Sie ihnen zur Verfügung gestellt haben oder die sie während Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Mit ihrer Auswahl willigen Sie in den von Ihnen ausgewählten Diensten ein. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit gemäß Art. 7 GDPR widerrufen. Weitere Informationen und Möglichkeiten finden Sie in unserer Datenschutzrichtlinie und in unserer Cookie-Richtlinie.