Was sich Krebspatientinnen von ihrem Umfeld wünschen

Nicole Kultau | 13. April 2022
dos-and-donts
Die Diagnose Brustkrebs stürzt auch Angehörige, Partner*innen und Freund*innen der Betroffenen in eine emotionale Ausnahmesituation und kann zu großer Verunsicherung im Umgang mit einem Herzmenschen führen. Nicole, Schreiberin des Blogazins „Prinzessin uffm Bersch“ erklärt, was sich Krebspatient*innen von ihrem Umfeld wünschen, und welche Phrasen unnötig sind.

Do’s

  • Betrachtet den an Krebs erkrankten Menschen weiterhin als die Person, die sie ist und immer für euch war. 
  • Meldet euch bei eurem Herzmenschen. Ruft sie an, sendet ihr eine Text- oder Sprachnachricht, auch wenn sie auf die letzte Nachricht nicht reagierte. Denn nicht immer wird es Betroffenen unter einer Therapie möglich sein, sich zeitnah zurückzumelden. Falls die betroffene Person gerade nicht über ihre Situation reden möchte, akzeptiert dies. Denn die Frage: „Wie geht’s dir?“, fällt vielen im Verlauf ihrer Therapie zunehmend schwer zu beantworten. Fragt lieber: „Magst du erzählen, wie es dir gerade geht oder wollen wir ein anderes Thema wählen?“
  • Verzeiht euren Herzmenschen, wenn sie bei manchen Gesprächen abwesend wirken oder euch nicht gut folgen können. Chemotherapien, therapiebegleitende Medikamente oder Schmerzen setzen Patientinnen kognitiv oft schwer zu.
  • Versprecht nicht vage, dass ihr bei Gelegenheit auf einen Besuch vorbeikommen möchtet, sondern verabredet euch. Seid aber auch nicht nachtragend, wenn eine Verabredung kurzfristig abgesagt wird. Denn wenn es einer Betroffenen gestern noch gut ging, kann ihr heute die Kraft für einen Besuch fehlen.
  • Falls ihr euch unsicher seid, wie ihr eine Betroffenen während ihrer Behandlung unterstützen könnt, probiert selbstgebastelte Gutscheinhefte aus. Aus diesen Unterstützungsangeboten kann euer Herzmensch bei Bedarf frei wählen, wie zum Beispiel:

Wohnung oder Fenster putzen
Unterstützung bei der Gartenarbeit
Einkaufen gehen oder kochen erwünscht
Die Kinder zum Sport oder zur Schule fahren oder mit ihnen einen Ausflug machen…
Begleitung zur Chemotherapie oder zu einem wichtigen Arztgespräch erwünscht?
Einmal “Wünsch dir was” frei – und Ähnliches mehr!

  • Verschenkt kleine Aufmerksamkeiten, die eurem Herzmenschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das können kleine Mutmachkarten oder ein Buch sein, aber auch eine weiche Decke oder flauschige Kuschelsocken.
  • Versucht nicht, Betroffenen ihre Gefühle auszureden. Seien es Trauer, Wut oder schwarzer Humor. Vor allem Letzterer hilft Patientinnen oft, die Therapie und die aktuelle Lebenssituation besser durchzustehen.
  • Schenkt den Angehörigen einer Erkrankten Halt, ein offenes Ohr und ehrliche Anteilnahme. Denn viel zu oft werden sie nicht gefragt, wie es ihnen geht. Ermöglicht ihnen kleine Auszeiten oder Ruheinseln, denn ihre Aufgabe an der Seite eines an Krebs erkrankten Menschen ist sehr vielschichtig und bedeutet eine enorme psychische Belastung für die gesamte Familie.
  • Passt in dieser Zeit aber auch gut auf euch auf und schultert keine Lasten, die ihr nicht tragen könnt. Sprecht euch mit der Betroffenen und ihrer Familie ab. Wie und wann kann man unterstützend begleiten, wer kann zusätzlich helfen? Gründet zum Beispiel eine WhatsApp-Gruppe, in der sich Vertrauenspersonen austauschen und schnelle Hilfe organisieren können, wenn diese gebraucht wird.

Don’ts 

  • Erklärt der Betroffenen nicht, sie hätte sich ihre Erkrankung ausgesucht oder solle sie als Chance für ihr Leben betrachten. Oder dass sie an Krebs erkrankt sei, weil sie einen immensen Fehler in ihrem Leben begangen hätte, innere Konflikte ihre Erkrankung auslösten, sie ein Problem mit ihrem Frausein oder zu viel Stress in ihrem Alltag hätte oderÄhnliches.
  • Wenn ein Mensch an Krebs erkrankt, dann, weil sich Zellen in seinem Körper unkontrolliert teilen und entsprechende Schutzmechanismen nicht mehr wirken. Je älter ein Mensch wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus diesen Zellen Krebs entwickelt. Meistens ist Krebs für den Betroffenen und seine Familie einfach nur eins – unglaubliches Pech…
  • Argumentiert einer Betroffenen gegenüber nicht, dass auch ihr jederzeit an einem Herzinfarkt oder Unfall sterben könntet. Der gravierende Unterschied zwischen euch beiden lautet: Sie kämpft genau jetzt, in diesem Moment, um ihr Leben und nicht nur in hypothetischen Gedankengängen.
  • Absolutes No-Go: Erwähnt nicht, wie viele Menschen ihr kennt, die an Krebs erkrankten, wie schlecht sie die Therapien vertrugen und im schlimmsten Fall: Wer alles an Krebs verstorben ist!
  • Ratschläge können Schläge sein: Tipps zu einem besseren Lebenswandel oder Hinweise zu Wunderheilern oder Wundermittelchen, die eurer Meinung nach dabei helfen könnten, den Krebs zu besiegen – erspart sie Betroffenen. Meist bewirken sie nur eines: große Verunsicherung! Die meisten Wunderanbieter zielen ohnehin nur auf eines ab: Wie sie den größten Gewinn aus dem Leid eines an Krebs erkrankten Menschen erzielen können!
  • Fragt eure Freundin nicht, wie sie den Kampf gegen den Krebs bewältigt und dabei noch so gut aussehen kann! Ihre schönen roten Wangen sind nicht selten eine Nebenwirkung des Cortisons. Oder wie sehr ihr eure Freundin bewundert, wie stark und mutig sie ihren Weg bewältigt, wie es euch niemals möglich wäre. Seid euch gewiss: Das Leben fragt nicht danach, ob jemand stark genug für den Lebensweg mit Krebs ist.
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