Autorin: Nicole Kultau | 12. April 2022
Die Diagnose Brustkrebs zieht den Betroffenen den Boden unter den Füßen weg und lässt Patientinnen und Angehörige mit vielen Fragezeichen im Kopf zurück. Nicole, das Gesicht hinter dem Blog „Prinzessin uff dem Bersch“, ist selbst Brustkrebspatientin und erklärt euch, was aus ihrer Sicht nach der Diagnose wichtig ist.
Arztbriefe dokumentieren: Lass dir von allen Ärzt*innen die Befunde zu deiner Diagnose mitgeben und sammle alle Unterlagen in einem Ordner. So hast du jederzeit selbst Zugriff darauf und kannst diese auch direkt bei weiteren Arztterminen vorlegen. Vergiss nicht, dass du ein Recht darauf hast, alle Arztbriefe ausgehändigt zu bekommen. Alternativ gibt es auch digitale Gesundheitsakten, in denen du online alle Unterlagen sammeln kannst.
Begleitung suchen: Nimm eine enge Bezugsperson zu wichtigen Gesprächen mit und lass dir von den Ärzt*innen und Breast Care Nurses alle Fragen beantworten, die dir durch den Kopf gehen. Hast du kein Vertrauen zu deinen behandelnden Ärzt*innen, kannst du dir jederzeit eine Zweitmeinung einholen – für den Behandlungserfolg ist es ungemein wichtig, dass du dich bei dem Ärzt*innenteam wohlfühlst und an dessen Kompetenzen glaubst. Bei der Suche nach einem geeigneten Brustzentrum kann dir zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Senologie helfen.
Komme ich aus einer mit Krebs vorbelasteten Familie?: Beschäftige dich mit der Frage, ob bei dir evtl. ein familiär bedingter Brust- und Eierstockkrebs vorliegt und für dich womöglich ein Gentest infrage kommt.
Studienteilname in Erwägung ziehen: Erkundige dich bei deinem Behandlungsteam nach der Möglichkeit einer Studienteilnahme. Der große Vorteil für teilnehmende Patient*innen ist, dass sie während der Teilnahme intensiv betreut und dabei von innovativen neuen Therapien profitieren können. Nicht alle Patient*innen kommen für eine klinische Studie in Frage. Dabei spielen das Alter, Vorerkrankungen oder ein bisheriger Therapieverlauf eine Rolle.
Beratung im sozialrechtlichen Bereich einholen: Einen Überblick darüber, welche sozialrechtlichen Ansprüche dir zur Verfügung stehen, kann dir der Sozialdienst deiner Klinik vermitteln. Entsprechende Informationen findest du aber zum Beispiel auch bei der Deutschen Krebsgesellschaft.
Mit Hilfe von Vollmachten selbstbestimmt leben: Jede*r kann unabhängig seines Alters in Situationen geraten, in der andere für sie/ihn entscheiden müssen. Es liegt an uns, entsprechende Vorsorgen in Form einer Patientenverfügung, Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht zu treffen, da selbst ein Ehepartner oder unsere Eltern mit Beginn unserer Volljährigkeit, nicht immer für uns entscheiden können. Fehlen diese und es kommt zu einer Situation, in der wichtige Entscheidungen nicht mehr selbst getroffen werden können, wird das Amtsgericht einen rechtlichen Betreuer einsetzen – und diesen entweder aus dem Familienkreis oder eine fremden Person bestimmen. Das Bundesministerium für Justiz bietet eine erste wichtige Anlaufstelle für dieses umfassende Thema und stellt Dokumentenvorlagen zur Verfügung.
Beim Ausfüllen der notwendigen Dokumente kann beispielsweise ein Arzt des Vertrauens, ein Hospizverein oder ein Notar helfen.
Aufs Arztgespräch vorbereiten: Gerade in der jetzigen Situation solltest du den Mut haben, dem Behandlungsteam alle Fragen zu stellen, die dir durch den Kopf gehen. Mache dir schon vor diesem Gespräch Gedanken darüber, was du Fragen möchtest und sei auch ehrlich, wenn du nach deinem aktuellen Zustand gefragt wirst. Wie du gut vorbereitest in das Gespräch gehst und welche Fragen du stellen solltest, kannst du auch hier auf meinem Blog in dem Artikel Arzt-Patientenkommunikation - mündige Entscheidungen treffen noch mal nachlesen.
Fertilitätserhalt: Junge Frauen mit bestehendem Kinderwunsch sollten bei der Therapieaufklärung über die Risiken einer therapiebedingten Unfruchtbarkeit und die Möglichkeiten eines Fruchtbarkeitserhalts aufgeklärt werden. Nur dann ist es möglich, geeignete Maßnahmen zur Realisierung eines Kinderwunsches vor Therapiebeginn in die Wege zu leiten und mit der Krankenkasse abzuklären, dass die Kostenübernahme auch tatsächlich von dieser übernommen wird.
Gemeinsam sind wir stärker: Die Zeit von den ersten Verdachtsmomenten bis hin zur Diagnose und zum Abschluss der Behandlungen fordert von unserer Psyche und der unserer Vertrauten unendlich viel Kraft. Nicht wenige von uns fühlen sich diesem Stress hilflos ausgesetzt. Doch das muss nicht sein. Wertvolle Unterstützung kann man beispielsweise über eine psychoonkologische Begleitung erfahren.
Aber auch die Unterstützung in Selbsthilfegruppen und Gesprächskreisen kann eine sehr wichtige Erfahrung sein.
Neben so manchen Foren im Internet bieten Blogs und Social Media eine Möglichkeit des Austauschs mit anderen betroffenen Frauen. Oft entwickeln sich über diesen Weg persönliche Freundschaften im realen Leben.
Dieser Austausch kann unglaublich bereichernd sein und der Seele gut tun, weil man sich in der anderen erkennt.
Nicole wünscht dir und deinen Vertrauensmenschen ein immens großes Kraftpaket, die allerweltbesten Ärzt*innen, viel Liebe, Geduld und Unterstützung auf deinem Weg mit und nach der Diagnose Brustkrebs.
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