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Brustkrebs: Ursachen, Alter und Risikofaktoren

Warum bekommt eine Frau Brustkrebs? Die Frage nach den Ursachen von Brustkrebs stellen sich wohl alle Betroffenen und auch ihre Angehörigen. Fest steht: Es gibt nicht „DIE“ eine Ursache für Brustkrebs. Die Forschung beschäftigt sich seit langem mit Brustkrebs (Mammakarzinom) Ursachen und es gibt tatsächlich „Brustkrebs Risikofaktoren“. Aber nur einen Teil dieser Faktoren können wir selbst beeinflussen. Viele Faktoren, die eine Brustkrebs-Erkrankung begünstigen (wie z.B. Alter, Hormonstatus und die Gene), haben wir nicht in der Hand. Die meisten Risikofaktoren erhöhen das Risiko auch nur gering. Wenn man verschiedene Risikofaktoren hat, bedeutet es also nicht, dass man auch wirklich erkrankt. Tatsächlich spielt hier auch der Zufall eine Rolle, ob es zu einer Erkrankung kommt. Denn die Erbinformationen einer Zelle können sich spontan verändern und zu Krebs führen, ohne dass ein besonderer Grund zu finden ist.    

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Prof. Dr. Pia Wülfing

12.04.2023

Inhaltsverzeichnis

Entstehung von Brustkrebs

Wie entsteht Brustkrebs? Brustkrebs (Mammakarzinom) ist neues, unkontrolliert wachsendes, bösartiges Gewebe, das aus einer einzigen „entarteten“ Brustdrüsenzelle entstanden ist. „Bösartig“ (oder: maligne) bedeutet, dass sich die Zellen der normalen Wachstumskontrolle des Körpers entzogen haben. Sie wachsen ungebremst. Und sie verdrängen und zerstören das umliegende gesunde Gewebe. Besonders gefährlich für den Körper ist die Metastasierung, bei der sich Krebszellen aus dem Tumor ablösen und über Lymph- oder Blutbahnen abschwimmen, in andere Organe gelangen und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Mehr zu Entstehung von Brustkrebs.

Risikofaktoren für Brustkrebs

Es gibt „Brustkrebs Risikofaktoren“. Aber diese sind nur zum Teil beeinflussbar oder vermeidbar. Und: fast jede Frau hat bestimmte Risikofaktoren für Brustkrebs. Das heißt aber nicht unbedingt, dass man auch erkrankt.

Zu den Faktoren, die man nicht selbst in der Hand hat, und die auch den größten Einfluss auf das Erkrankungsrisiko haben, zählen das Lebensalter, der Zeitpunkt der ersten bzw. letzten Menstruation (je länger die Zeit der hormonellen Aktivität desto höher das Erkrankungsrisiko) und das familiäre Risiko von Brustkrebs.

Beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren

Die meisten Frauen haben einen oder mehrere Risikofaktoren, die das Gesamtrisiko aber meist nur gering erhöhen. Man muss also nicht erkranken, wenn man Risikofaktoren hat. Auch der Zufall spielt aufgrund von spontanen Veränderungen der Gene (Mutationen) eine Rolle. Das bedeutet aber keinesfalls, dass es völlig egal ist, wie man lebt. Ein ungesunder Lebenswandel mit z.B. regelmäßigem Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Übergewicht erhöht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, deutlich. 

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

  • Lebensalter
  • hormonelle Faktoren (frühe erste Menstruation, späte Menopause)
  • Familiäres Risiko – genetische Veranlagung
  • hohe Brustdichte
  • vorangegangene Strahlentherapie wegen Lymphdrüsenkrebs im Kindes- und Jugendalter
  • Wiedererkrankung

Beeinflussbare Risikofaktoren

  • regelmäßiger Alkoholkonsum (mehr als 10 Gramm Alkohol pro Tag, das entspricht einem Glas Wein à 125 ml mit ca. 10 % Alkohol)
  • langjähriger Zigarettenkonsum
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht (ca. 20 bis 30 Prozent aller Krebserkrankungen werden durch Übergewicht begünstigt)
  • hormonelle Faktoren (Antibaby-Pille oder Hormonersatztherapie führen zu einer geringen Risikoerhöhung)

Lebensalter und Brustkrebs

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für nahezu alle Krebserkrankungen. Krebs ist eine typische Alterskrankheit. Die erhöhte Anfälligkeit des Körpers kann mit einer im Alter zunehmenden Anhäufung von Schäden des Erbgutes gesunder Zellen und gleichzeitig nachlassenden Reparatur- und Schutzmechanismen erklärt werden. So entstehen mehr bösartige Zellveränderungen, also Krebs. Alle weiteren Informationen zu Brustkrebs im Alter.

Hormonelle Faktoren bei Brustkrebs

Hormone können die Vermehrung von Krebszellen beeinflussen. Die meisten Mammakarzinome sind hormonempfindlich. Bei diesen ER-/PR-positiven Tumoren wirken die weiblichen Geschlechtshormone wie „Nahrung“ und beschleunigen das Wachstum der Zellen. Daher steigt das Risiko an Brustkrebs zu erkranken, je früher eine Frau ihre Periode bekommen hat, je seltener sie schwanger war, je später sie ihr erstes Kind geboren hat und je älter sie zum Zeitpunkt der Wechseljahre ist.

Familiäres Risiko an Brustkrebs zu erkranken

Der Einfluss der Gene wird meist überschätzt. Eine an Brustkrebs erkrankte Mutter erhöht nicht zwangsläufig das Risiko der Tochter zu erkranken. Ganz allgemein gilt: Wenn nur eine nahe Verwandte erkrankt ist, ist dies nicht unbedingt ein Hinweis auf ein familiäres Krebsrisiko. Die meisten Brustkrebserkrankungen sind unabhängig von Genen und werden nicht vererbt. Nur bei etwa 5-10 % aller Brustkrebspatientinnen kann ein verändertes (mutiertes) Brustkrebsgen (z.B. BRCA, PALB2, ATM, BARD1, CHEK2, RAD51C, RAD51D) ) nachgewiesen werden, das auch vererbt werden kann. Bei den Betroffenen, die ein solches Risikogen tragen, funktionieren die Reparaturmechansimen der Zellen weniger gut. Dadurch steigt ihr Krebsrisiko. Vor allem Veränderungen (Mutationen) an den Genen BRCA-1 und BRCA-2 erhöhen das Risiko an Brustkrebs zu erkranken um ein Vielfaches. So erkranken ca. 65% der Frauen mit einer BRCA-1 Mutation und ca. 45% der Frauen mit einer BRCA-2 Mutation vor dem 70. Lebensjahr. Ob ein „echtes“ Vererbungsrisiko vorliegt, können Spezialisten, so genannte Fachärzte für Humangenetik, feststellen.

Anhand der Checkliste (siehe Button) für familiären Brust- und Eierstockkrebs können Sie prüfen, ob in Ihrer Familie ein erbliches Risiko für Brustkrebs vorliegen könnte und ob Sie sich daher zur genetischen Beratung überweisen lassen sollten. Wenn bei mehreren nahen Verwandten Brustkrebs aufgetreten ist, kann dies auf Genveränderungen hinweisen und ein Gentest sinnvoll sein. Wenn die Mutter oder eine Schwester erkranken (also Verwandte 1. Grades), verdoppelt sich das eigene Risiko, während Brustkrebs bei einer Großmutter oder Cousine (also Verwandten 2. Grades) das eigene Risiko kaum erhöht. Weitere Informationen finden Sie unter vererbbaren Brustkrebs.

Eine vorausgehende (frühere) Brustkrebserkrankung

Frauen, die bereits einmal an Brustkrebs erkrankt sind, haben ein höheres Wiedererkrankungs-Risiko. Dann entsteht in der bereits zuvor erkrankten Brust ein neuer Tumor. Dieser entsteht vermutlich aus in der Brust oder der Haut oder den Lymphgefäßen verbliebenen einzelnen Krebszellen. Musste die Brust entfernt werden, kann das „Rezidiv“ auch im Bereich der Brustwand oder der Haut entstehen. Und auch Rückfälle im Bereich der Achselhöhle werden als so genanntes Lokalrezidiv bezeichnet. In den Jahren nach einer Brustkrebserkrankung erfolgt eine engmaschige (anfangs vierteljährliche) Nachsorge, um örtliche (lokale) Rückfälle möglichst früh entdecken zu können.

Ab welchem Alter kann man Brustkrebs bekommen?

Krebs und auch Brustkrebs gilt als Erkrankung im Alter. Das Erkrankungsrisiko steigt, je älter man wird. Das höchste Erkrankungsrisiko besteht dabei zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr (Quelle: RKI, Abfrage 8.10.2021). Dennoch können auch sehr junge Frauen erkranken. Die Europäische Krebsgesellschaft (European Society of Medical Oncologists (ESMO)) definiert die „junge Patientin“ als „Lebensalter < 40 Jahren“ (Paluch-Shimon S, et al. ESO-ESMO 3rd international consensus gui- delines for breast cancer in young women (BCY3). Breast. 2017;35:203-17). Dies sind in den entwickelten Ländern etwa 7% aller Brustkrebspatientinnen (DeSantis C et al.. Breast cancer statistics, 2013. CA Cancer J Clin. 2014;64(1):52-62.). Dem Robert-Koch-Institut zufolge betreffen etwa 15% aller Brustkrebs-Fälle Frauen unter 50 Jahren. Etwa 1,5% aller Brustkrebsfälle betreffen dabei Frauen, die jünger als 35 Jahre sind.

Auch ab welchem Alter man Brustkrebs bekommen kann, ist den Zahlen des Robert-Koch-Instituts zu entnehmen (Quelle: RKI, Abfrage 8.10.2021). Für die Altersgruppe der 20-24Jährigen wurden im Jahr 2017 (dies sind die aktuellsten verfügbaren Zahlen) in Deutschland 35 neu erkrankte Frauen gemeldet. Bei den jüngeren Frauen (19 Jahre und jünger) sind jeweils <5 erkrankte Frauen je 5-Jahres-Intervall angegeben.

Die Frage, ab welchem Alter Brustkrebs auftreten kann, muss also eigentlich mit „ab dem Mädchenalter“ beantwortet werden. Dennoch muss hier betont werden, dass – obwohl Ihr subjektiver Eindruck aufgrund von Pressemeldungen und Erkrankungen im eigenen Umfeld manchmal durchaus anders sein mag – sehr junge Frauen wirklich sehr selten erkranken. So betreffen laut RKI-Statistik nur 0,05% der Brustkrebsfälle 20-24Jährige bzw. 0,38% der Fälle 25-29Jährige (257 Erkrankte im Jahr 2017).

Brustkrebshäufigkeit nach Alter

Tabelle: Brustkrebsdiagnosen nach Alter 2017 (Quelle: RKI, Abfrage 8.10.2021)

AlterErkrankten FrauenIn Prozent
0 - 4 Jahre<5
5 - 9 Jahre<5
10 - 14 Jahre<5
15 - 19 Jahre<5
20 - 24 Jahre350,1%
25 - 29 Jahre2570,4%
30 - 34 Jahre7621,1%
35 - 39 Jahre1.6962,5%
40 - 44 Jahre2.8024,1%
45 - 49 Jahre5.2427,7%
50 - 54 Jahre8.20912,1%
55 - 59 Jahre6.89810,2%
60 - 64 Jahre7.56311,1%
65 - 69 Jahre8.44512,4%
70 - 74 Jahre5.9888,8%
75 - 79 Jahre8.54912,6%
80 - 84 Jahre6.0208,9%
ab 85 Jahre5.4758,1%

In welchem Alter ist die Wahrscheinlichkeit hoch, an Brustkrebs zu erkranken?

Obwohl Brustkrebs zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr selten ist und nur weniger als 1 Prozent der Brustkrebsfälle ausmacht, ist es die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in diesem Alter. Daher ist es wichtig zu wissen, dass Brustkrebs auch bei jungen Frauen auftreten kann, welche Risikofaktoren es gibt (vor allem das familiäre Risiko spielt hier eine Rolle) und bei welchen Symptomen man zur weiteren Abklärung zum Frauenarzt gehen sollte. Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto früher kann die Behandlung beginnen und desto besser ist die Heilungschance.

Die nachfolgende Tabelle gibt Aufschluss darüber, wie hoch das Risiko in den verschiedenen Altersgruppen ist, in den folgenden 10 Jahren an Brustkrebs zu erkranken.

AlterWie viele Frauen bekommen in den nächsten 10 Jahren BrustkrebsWie viele Frauen sterben in den nächsten 10 Jahren an Brustkrebs
40 Jahre15 von 1.0002 von 1.000
50 Jahre25 von 1.0004 von 1.000
60 Jahre36 von 1.0007 von 1.000
70 Jahre34 von 1.00010 von 1.000

Brustkrebs bei jüngeren Frauen

Wenn allerdings Brustkrebs bei jüngeren Frauen auftritt, so sind diese Tumore häufig aggressiver als bei älteren Frauen und werden später erkannt als bei Frauen nach den Wechseljahren. Dies liegt einerseits daran, dass das Drüsengewebe junger Frauen noch dichter und fester ist als nach den Wechseljahren und ein Tumor daher schlechter und später erkannt wird – er kann sich besser verstecken. Im festen Drüsengewebe lässt sich ein Tumor schlechter ertasten und in der Mammographie ist das Drüsenwebe bei jungen Frauen meist noch sehr strahlendicht, sodass die Brust schwieriger beurteilt werden kann. Und leider werden Tastbefunde (Knoten) oder andere Brustkrebs-Symptome bei jungen Frauen noch immer häufiger verkannt und banalisiert. Daher ist ganz wichtig: Auch wenn Brustkrebs bei jungen Frauen selten ist, müssen Auffälligkeiten wie z.B. ein Knoten, Hautveränderungen (Verfärbungen, Einziehungen), Absonderungen aus der Brustwarze (wässrig oder blutig) etc. sorgfältig in einem spezialisierten Zentrum abgeklärt werden. Dies gilt auch bei schwangeren oder stillenden Frauen.

Die Kombination aus oft etwas später erkannten Tumoren und einer häufiger aggressiveren Tumorbiologie, respektive hohes Grading, triple-negative Tumorbiologie (also fehlende Östrogen-, Progesteron- und HER2-Rezeptoren der Tumorzellen) und fortgeschrittener Tu- morgröße führt dazu, dass die Heilungsraten bei jungen Frauen statistisch betrachtet schlechter als bei älteren Patientinnen sind. Aber nicht jede junge Frau hat deshalb gleich eine schlechte Prognose. Die Heilungschancen sinken (wie bei der älteren Patientin auch), je weiter ein Tumor fortgeschritten ist und je ungünstiger seine Biologie ist.

Bei jungen Patientinnen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es sich bei der Brustkrebserkrankung um eine erbliche Form der Erkrankung handelt. Als Betroffene sollten Sie daher mit Ihren behandelnden Ärzten besprechen, ob eine Vorstellung bei Fachärzten für Humangenetik bzw. in einem Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs erfolgen sollte. Dies gilt übrigens auch für gesunde, nicht an Brustkrebs erkrankte Frauen mit einer familiären Häufung von Brust- und Eierstockkrebs: Bei einem entsprechenden Risiko ist die Teilnahme an einer intensivierten Früherkennung möglich, die weit vor dem sonst üblichen Vorsorgealter (das Mammographie-Screening beginnt in Deutschland ja mit 50 Jahren) regelmäßige Kontrollen per Sonographie, Mammographie und z.T. auch MRT-Mammographie vorsieht, um eine Erkrankung frühestmöglich zu erkennen und so die Heilungschancen zu verbessern. 

Eine weitere Besonderheit bei der jungen Patientin sind die oft noch anderen Lebensumstände der Frauen. Familie, Partnerschaft und Beruf sind durch die Diagnose und Therapie direkt betroffen. Dazu zählt auch eine noch nicht abgeschlossene Familienplanung. Lassen Sie sich hierzu von Ihren behandelnden Ärzten noch vor Beginn der Therapie beraten.

Und völlig unabhängig davon, ob in ihrer Familie eine Häufung an Brust- und Eierstockkrebs-Fällen bekannt ist, sollte jede Frau (auch schon in den 20ern) einmal monatlich eine gründliche Selbstuntersuchung der Brust durchführen. Wenn Sie Ihre Regelblutung noch haben, ist der Zeitpunkt nach der Regelblutung oft günstig, weil die Brust dann weich und am besten beurteilbar ist. Nach den Wechseljahren ist die Brust keinen hormonellen Schwankungen ausgesetzt und lässt sich zu jedem Zeitpunkt gut untersuchen. Auch wenn man regelmäßig zur Vorsorge zum Frauenarzt geht, hat diese Selbstuntersuchung einen hohen Stellenwert und führt bei vielen Frauen zu einer frühzeitigeren Diagnose und somit besseren Prognose. Mehr zu den Besonderheiten bei jungen Patientinnen erfahren

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