Nicole Kultau | 13. April 2022
Nicole vom Blog „Prinzessin uffm Bersch“ ist selbst Mutter und Brustkrebspatientin. Auf ihrem Blog berichtet sie unter anderem von der Herausforderung, trotz Diagnose und Behandlung auch den eigenen Kindern gerecht zu werden und den Spagat zwischen Familienleben und Therapiemarathon zu bewältigen.
Die Diagnose Brutkrebs ist schon für Frauen ohne Kinder ein bedrohliches und extrem einschneidendes Ereignis. Kommen dann noch eigene Kinder ins Spiel, für die man Verantwortung trägt, stellt das eine kaum vorstellbare Belastung dar.
Vor allem die Angst davor, als Mutter seine eigenen Kinder nicht aufwachsen zu sehen und ihnen zuzumuten, ohne Mutter groß zu werden, ist eine der größten Herausforderungen im Rahmen der Krebsbehandlung – sie verbindet alle betroffenen Mütter gleichermaßen.
Für betroffene Mütter hat Nicole in Kooperation mit Selpers den kostenfreien Online-Kurs „Mutter sein mit Krebs“ ins Leben gerufen. Er soll Mütter mithilfe von Tipps und Anregungen dabei unterstützen, das Familienleben im Alltag mit der Erkrankung besser zu organisieren und zu strukturieren – um den Heilungsprozess zu unterstützen und die Entwicklung der Kinder durch einen wertschätzenden Umgang zu fördern.
Auch die Themen Selbstfürsorge und Zurückgewinnung der Lebensqualität spielen eine große Rolle, damit die betroffenen Mütter lernen, achtsam zu leben, innere Bedürfnisse zu erkennen, das Leben wert zu schätzen und den Augenblick zu genießen.
Haben Sie gerade die Diagnose Krebs bekommen, ist eine der ersten Fragen, die Sie sich stellen, sicher auch: Wie sag ich’s meinen Kindern. Die Antwort auf diese Frage hängt vor allem auch vom Alter der Kinder ab.
Generell wird empfohlen, Kinder (auch kleinere) so früh wie möglich mit in die Diagnose und die Behandlung einzubeziehen, um ihr Vertrauen Ihnen gegenüber zu stärken. Die meisten Kinder und Jugendlichen haben feine Antennen und merken sowieso, dass etwas nicht stimmt.
Klären Sie Ihre Kinder altersgemäß auf: Auch kleine Kinder können schon verstehen, was Krankheit bedeutet. Wenn Sie Ihre Situation auf spielerische Weise erklären, werden sie schnell begreifen, was los ist. Erläutern Sie aber nicht alles bis ins kleinste Detail – nur so viel, wie die Kinder ihrem Alter entsprechend verarbeiten können. Dennoch sollten die Informationen natürlich immer der Wahrheit entsprechen. Verwenden Sie einfache Worte und kurze Sätze.
Bereiten Sie die Kinder auf unmittelbar bevorstehende Ereignisse vor: Steht bald der erste Krankenhausaufenthalt an oder können Sie absehen, wann Ihnen durch die Chemo die Haare ausfallen, erklären Sie Ihren Kinder step by step, was passieren wird. Auch Infos wie „Mama wird zwischendurch ein bisschen müder sein als sonst“ helfen Kindern, die Situation einzuordnen.
Nennen Sie Ihre Krankheit beim Namen: Verwenden Sie auch gegenüber Ihren Kindern den Begriff Krebs, damit sie sich auch dann einbezogen fühlen, wenn andere Erwachsene in Ihrem Umfeld Ihre Krankheit so bezeichnen. Ansonsten könnte es passieren, dass ein Kind verunsichert ist und sich ausgegrenzt fühlt.
Schuldgefühle nehmen und Reaktionen beobachten: Kinder und Jugendliche reagieren ganz unterschiedlich auf die Diagnose. Manche werden aggressiv oder weinen, andere ziehen sich zurück oder reagieren mit psychosomatischen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafproblemen und Co. Lassen Sie gerade älteren Kindern ihren Freiraum, wenn sie das Bedürfnis haben, sich zurückzuziehen.
Machen Sie Ihren Kindern jetzt vor allem klar, dass sie keine Schuld an Ihrer Erkrankung tragen und informieren Sie Kontaktpersonen (z.B. Erzieher*innen oder Lehrer*innen über Ihre Situation), damit diese die Verhaltensänderungen Ihres Kindes beobachten und einordnen können.
Braucht Ihr Kind Unterstützung im Umgang mit Ihrer Krankheit, wenden Sie sich an Ihren Haus- oder Kinderarzt oder an eine psychologische Beratungsstelle. Informieren Sie sich, ob es auch in Ihrer betreuenden Klinik entsprechende Angebote gibt.
Gefühle zeigen: Viele Eltern denken, Sie müssten sich für ihre Kinder zusammenreißen und verkneifen sich zum Beispiel das Weinen. Lassen Sie aber ruhig zu, wenn Sie Ihre Gefühle übermannen. Dadurch lernen auch kleine Kinder schon, dass es völlig in Ordnung ist, seine Emotionen zu zeigen.
Älteren Kindern und Jugendlichen gegenüber können Sie auch zugeben, dass Sie Ihre Situation verängstigt oder überfordert. Es bedeutet eine große Entlastung, wenn Ihre Kinder sehen, dass auch Erwachsene sich Hilfe von Fachleuten und Freund*innen holen.
Unterstützung holen: Ältere Kinder können Sie gut in alltägliche Aufgaben wie Einkaufen, Staubsaugen oder Betten machen einbinden, die Sie selbst aktuell nicht bewältigen können. Vielen Kindern gibt das zudem das Gefühl, gebraucht zu werden und Sie im Kampf gegen die Krankheit unterstützen zu können.
Zeit für Fragen: Machen Sie Ihren Kindern klar, dass sie mit ihren Ängsten und Sorgen nicht alleine sind und jederzeit zu Ihnen kommen können, um Fragen zu stellen oder über ihre Gefühle zu reden.
Als Familie werden Sie bei einer Krebserkrankung nicht alleingelassen. Neben vielen psychologischen Beratungsangeboten für Eltern und Kinder stehen Ihnen eine Reihe weiterer Unterstützungsangebote zur Verfügung.
Haushaltshilfe: Leben Sie mit Kindern bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres zusammen, bekommen eine Chemotherapie und sind deshalb nicht in der Lage, Ihren Haushalt selbständig zu organisieren, haben Sie Anspruch auf eine Haushaltshilfe für einen Zeitraum von bis zu 26 Wochen.
Die Kosten für die Haushaltshilfe übernimmt die Krankenkasse, Sie leisten lediglich eine geringe Zuzahlung in Höhe von 10 %. Antragsformulare und Informationen erhalten Sie bei den Krankenkassen, den Unfallversicherungsträgern und den Rentenversicherungsträgern.
Über die Bewilligung, den Umfang und die Dauer der Unterstützung entscheiden die Krankenkassen übrigens ganz individuell auf Grundlage Ihrer aktuellen Situation.
Informieren Sie sich deshalb am besten so früh wie möglich nach den Voraussetzungen für eine Haushaltshilfe, damit Sie sich nicht damit beschäftigen müssen, wenn Ihnen durch die Therapie die Energie dazu fehlt.
Hilfsangebote von Caritas und Co.: Unterstützung können Sie auch von Beratungsstellen bekommen wie zum Beispiel der Caritas. Eine Übersicht über alle Krebsberatungsstellen bekommen Sie auch beim Krebsinformationsdienst. Alternativ können Sie sich an die Landeskrebsgesellschaften in Ihrem Bundesland wenden. Eine Liste mit Einrichtungen für Kinder krebskranker Eltern hat die Interessengruppe „Kinder krebskranker Eltern“ in der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für psychosoziale Onkologie (dapo e.V.) zusammengestellt. All diese Beratungsstellen unterstützen im Umgang mit der Krankheit und beraten unter anderem bei sozialrechtlichen Fragen, zur finanziellen Absicherung, zur Rehabilitation oder zur Schwerbehinderung.
Kur: Eine Krebsbehandlung ist nicht nur für Sie als Betroffene, sondern auch für Ihre Kinder eine anstrengende und belastende Phase. Ist Ihre Behandlung abgeschlossen, können Sie Ihren Anspruch auf eine Mutter-Kind-Kur prüfen, die vor allem die Mutter-Kind-Beziehung wieder stärken soll. Spezielle Mütterkuren werden zum Beispiel beim Müttergenesungswerk angeboten.
Auch die Rexrodt von Fircks Stiftung bietet krebskranken Müttern und ihren Kindern spezielle Mutter-Kind-Rehas und Kurmaßnahmen an. Hier können Mütter mit Brustkrebs und ihre dadurch mitbetroffenen Kinder nach der Therapie neue Kraft und Mut schöpfen.
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