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Wie kann ich Betroffenen helfen?

Ist die Erkrankung ausgesprochen, fühlen sich nicht nur die Partner von Patientinnen, sondern auch deren Kinder oft hilflos und der Situation machtlos ausgeliefert. Wir helfen Ihnen beim Gedanken sortieren und erklären, wie Sie Ihre Partnerin, Mutter oder Schwester jetzt am besten unterstützen können.

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Prof. Dr. Pia Wülfing

12.03.2023

Inhaltsverzeichnis

Wie kann ich als Partner meine Freundin/Frau unterstützen?

Auch für Sie als Partner kommt die Diagnose Krebs aus heiterem Himmel und reißt Ihnen vermutlich im ersten Moment den Boden unter den Füßen weg. Ein normaler Alltag als Paar, so wie man ihn kennt, wird zumindest in der Anfangszeit nicht mehr möglich sein. Doch wie können Sie Ihre Frau/Freundin jetzt unterstützen?

  • Versuchen Sie vor allem, einen offenen Umgang miteinander zu pflegen. Hören Sie Ihrer Partnerin zu, wenn sie von ihren Sorgen und Ängsten oder Arztterminen erzählt ­– auch wenn diese Themen in Dauerschleife aufkommen.
  • Begleiten Sie Ihre Partnerin zu Arztterminen, sofern sie damit einverstanden ist, um ihr das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein ist. Klären Sie aber vorher ab, ob Sie auch Rückfragen an den Arzt/die Ärztin stellen dürfen oder ob es Ihre Partnerin überfordert, zu viele Informationen aufzunehmen.
  • Auch wenn es leicht gesagt ist: Legen Sie sich ein dickes Fell zu, versuchen Sie zu akzeptieren, dass die Krankheit nicht in wenigen Tagen wieder vorbei ist, sondern stellen Sie sich darauf ein, dass es bei Ihrer Partnerin über einen längeren Zeitpunkt immer wieder zu emotionalen Höhen und Tiefen kommen kann. Nehmen Sie ungewohnt heftige Reaktionen, die Sie an ihr bislang noch nicht kannten, nicht persönlich.
  • Prüfen Sie, bei welchen Aufgaben Ihre Partnerin Unterstützung im Alltag benötigt – und scheuen Sie sich nicht, sich Hilfe zu holen, sei es eine Haushaltshilfe oder Kinderbetreuung. Die Krankenkassen übernehmen meistens sogar die Kosten dafür.
  • Wenden Sie sich nach Absprache auch an Freunde und Familie. Vielleicht können auch diese ein paar Aufgaben übernehmen und Sie so unterstützen und entlasten, dann liegt nicht die ganze Last der Fürsorge allein auf Ihren Schultern.
  • Unterstützen Sie Ihre Partnerin bei Antragstellungen und Behördengängen. Anfangs kann einen als Patientin neben den ganzen Sorgen und Ängsten der notwendige Papierkram ganz schön überfordern.
  • Ein letzter, aber ganz wichtiger Punkt: Achten Sie auch auf SICH. Sie brauchen in den nächsten Monaten oder auch Jahren ganz viel Kraft, um Ihre Partnerin zu unterstützen und die kräftezehrende Betreuung eines krebskranken Menschen ist ein körperlicher und psychischer Ausnahmezustand. Sorgen Sie deshalb auch dafür, dass es Ihnen gut geht und Sie einen Ausgleich zum oft belastenden Privatleben haben. Nehmen Sie sich kleine Auszeiten und lassen es sich gut gehen, um immer wieder neue Kraft zu tanken, die Sie weitergeben können.

Wie können Kinder ihre Mutter unterstützen?

Aufgaben im Alltag übernehmen: Auch Kinder stellt die Krebsdiagnose ihrer Mutter vor große Veränderungen. Sind die Kinder bereits älter, können sie schon mehr Aufgaben und Pflichten im Haushalt übernehmen, um ihre Mutter zu unterstützen. Viele nehmen diese neuen Aufgaben klaglos an, anderen fällt es schwerer, plötzlich mehr Verantwortung zu übernehmen.

Um die Motivation aufrecht zu halten, kann es helfen, einen begrenzten Zeitrahmen festzulegen, in dem bestimmte Aufgaben täglich oder wöchentlich übernommen werden. Zum Beispiel „eine halbe Stunde pro Tag“ oder „drei Tage die Woche“. Erfahrungsgemäß tut es den Kindern gut, ihren Eltern zur Hand zu gehen, da sie sich so der Situation weniger hilflos ausgesetzt fühlen und durch die neue Verantwortung gestärkt werden und sich weniger außen vor fühlen.

Dabei sollte das Kind selbst aber auf keinen Fall überfordert werden und zu kurz kommen! Für Hobbys oder Treffen mit Freunden muss auf jeden Fall ausreichend Zeit bleiben. Ansonsten rutschen die Kinder schnell in die Rolle eines kleinen Erwachsenen mit viel zu viel Verantwortung, was zu Überforderung und Frust führen kann.

„Einfach da sein“: Sind die Kinder bereits erwachsen, können sie ihrer Mutter Unterstützung in Form von Besorgungen, Behördengängen oder Fahrten zum Arzt anbieten, im Haushalt helfen oder für sie kochen. Auch hilft es, einfach „da“ zu sein, um der eigenen Mutter nicht das Gefühl zu geben, mit ihren Sorgen und Ängsten allein zu sein. Regelmäßig kleine Ausflüge helfen dabei, ein paar unbeschwerte Stunden zu erleben, bei denen das Thema Krebs hintenan steht.

Wie reagiere ich als Angehöriger auf die Diagnose Brustkrebs?

Ratschläge helfen nicht immer: Erfahren Angehörige von der Krebsdiagnose eines geliebten Menschen, ist die Bestürzung groß. Fassungslosigkeit und Angst machen sich breit, gepaart mit der Unwissenheit über die Krankheit und Hilflosigkeit. Aus Unsicherheit preschen Angehörige oft mit gut gemeinten Ratschlägen vor, die die Patientin allerdings überfordern können. Wer sich bereits durch die Therapie fremdbestimmt fühlt, kann solche Ratschläge schnell als Bevormundung aufnehmen und sich bedrängt fühlen. Auch Mitleid führt oft dazu, dass sich die Betroffenen zurückziehen, weil sie nicht wollen, dass Familie oder Freunde leiden.

Versuchen Sie deshalb als Angehöriger lieber, konstruktiv zu reagieren und sprechen Sie ganz offen mit der Betroffenen:

  • Worüber möchte sie in Bezug auf ihre Erkrankung reden und worüber nicht?
  • Welche Unterstützung braucht sie im Alltag?
  • Welche Ängste und Sorgen treiben sie um?
  • Was tut ihr gut?
  • Was wünscht sie sich?
  • Möchte sie bei Arzt- und Therapiesuchen begleitet werden?
  • Braucht sie Hilfe im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung?

So geben Sie der Patientin das Gefühl, mit ihren Ängsten, Sorgen und Problemen nicht allein zu sein, ohne sie aber zu bevormunden.
Krebspatientinnen wollen am liebsten wie „normale“ Menschen behandelt werden. Den wenigsten hilft es, wenn die Krankheit dauerhaft präsent ist.

Der Krankheit nicht zu viel Raum geben: Verbringen Sie deshalb gemeinsame Zeit, um einfach „da“ zu sein – ohne dass das Thema Krebs immer präsent ist. Allein das kann sowohl den Betroffenen als auch den Angehörigen sehr viel Kraft geben, auch ohne viele Worte.

Vergessen Sie als Angehöriger aber bitte auch nicht sich selbst! Belastet die Krankheit auch Sie zunehmend, scheuen Sie sich nicht, mit Freunden zu reden, Beratungsangebote anzunehmen oder sich Hilfe bei Therapeuten zu holen.

Schaffen Sie sich außerdem einen Ausgleich und beschäftigen Sie sich mit schönen Dingen, die Ihnen gut tun­ und bei denen Sie Kraft tanken ­­– Sie dürfen ohne schlechtes Gewissen Spaß haben, auch wenn es sich im ersten Moment vielleicht komisch anfühlt, dass es Ihnen gut geht, während ein Familienmitglied oder eine Freundin schwer erkrankt ist.

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