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Fatigue: Die wichtigsten Infos zum Erschöpfungssyndrom

Von einer Minute auf die andere sind die Akkus leer und Betroffene empfinden bereits kleinste Anstrengungen als extrem kräftezehrend. Da kann schon der kurze Gang zum Supermarkt einen enormen körperlichen und geistigen Kraftakt bedeuten. Liegt eine derartige Erschöpfung vor, diagnostizieren Ärzte oftmals eine sogenannte Fatigue. Wir erklären, was es mit dem andauernden Erschöpfungszustand auf sich hat, warum häufig Krebspatienten betroffen sind und welche Maßnahmen in dieser Situation helfen können.
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Prof. Dr. Pia Wülfing

08.04.2024

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fatigue (Erschöpfung)?

Der Begriff Fatigue leitet sich vom lateinischen Fatigatio (= Ermüdung, Erschöpfung) ab und bezeichnet einen Zustand extremer Müdigkeit in Verbindung mit mangelnden Energiereserven. Betroffene fühlen sich wortwörtlich, als hätte man ihnen „den Stecker gezogen“ und selbst die einfachsten Dinge im Alltag – wie zum Beispiel Haushalt, Treppensteigen oder Einkaufen – kosten viel Kraft und Energie und erfordern im Anschluss längere Ruhepausen. Das Tückische daran: Während diese Ruhepausen anderen Menschen Kraft und Energie zurückgeben, fühlen sich Fatigue-Patienten selbst danach noch erschöpft und kraftlos. Zudem wirkt sich eine Fatigue nicht nur körperlich, sondern auch geistig aus und kann die mentale Leistungsfähigkeit erheblich einschränken.

Die Symptome des Fatigue-Syndroms können infolge anderer chronischer Erkrankungen entstehen, treten typischerweise aber auch als eine sehr häufige Begleiterscheinung bei einer Krebstherapie auf – und beeinträchtigen die Lebensqualität oftmals stark. Mediziner bezeichnen sie dann als sogenannte Tumor- oder krebsassoziierte Fatigue.

Hinweis: Das Fatigue-Syndrom infolge chronischer Erkrankungen und die Tumor-assoziierte Fatigue sollten nicht verwechselt werden und bedürfen einer jeweils anderen Behandlung. In unserem Artikel fokussieren wir uns auf das Fatigue-Syndrom bei Krebs, insbesondere Brustkrebs.

Fatigue: Symptome bei Brustkrebs im Überblick

Das Fatigue-Syndrom ist sehr komplex und wirkt sich bei jedem anders aus – bei den einen eher körperlich, bei anderen psychisch. Zu den häufigsten Symptomen der Fatigue bei Brustkrebs zählen:

  • Anhaltende Müdigkeit
  • Körperliche Schwäche
  • Allgemeine Schwäche
  • Mentale Erschöpfung
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit
  • Lustlosigkeit/Verlust der Lebensfreude
  • Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme
  • Trauer, Frust, Reizbarkeit
  • Verringerte Belastbarkeit
  • Emotionale Instabilität

Die meisten Betroffenen erleben den Erschöpfungszustand mit all seinen Begleiterscheinungen während und kurz nach der Krebstherapie als akute Fatigue. Nach Beendigung der Behandlung bessern sich die Symptome im Normalfall innerhalb weniger Wochen oder Monate. Allerdings haben manche Menschen auch Monate oder noch Jahre später nach der Therapie mit einer Erschöpfung zu kämpfen. Diese Art der Fatigue wird als chronische Fatigue bezeichnet.

Wieso tritt Fatigue häufig bei einer Krebserkrankung auf?

Wichtige Faktoren für die Entstehung einer Fatigue bei Krebspatienten sind die Krebserkrankung selbst, aber auch die Therapie dagegen. Laut Studien tritt Fatigue verstärkt im Rahmen einer Chemotherapie auf, aber auch Immuntherapien und eine Strahlentherapie begünstigen deren Entstehung. Rund 70 bis 90 Prozent der an Krebs Erkrankten soll während der Behandlung unter Fatigue leiden. Etwa ein Drittel spürt auch noch Monate bis Jahre nach Abschluss der Therapie deren Symptome.

Faktoren, die zu der Entstehung einer Fatigue bei Krebspatienten beitragen können, sind:

  • Psychische Belastung durch die Krebsdiagnose
  • Schlafstörungen
  • Muskelabbau durch körperliche Inaktivität
  • Allgemeine Schmerzen
  • Mangelernährung und Nährstoffmängel
  • Psychische Vorerkrankungen, so zum Beispiel eine Depression
  • Vitamin D-Mangel
  • Wechselwirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Blutarmut (Anämie)
  • Organschäden, zum Beispiel eine Nierenschwäche oder Herzerkrankung

In den meisten Fällen lässt sich jedoch keine konkrete Ursache diagnostizieren.

Therapie: Welche Maßnahmen können im Umgang mit Fatigue helfen?

Auf Basis aktueller Forschungen empfehlen Experten aktuell eine nichtmedikamentöse Behandlung der Fatigue, die sich aus Bewegung, Achtsamkeitsübungen und einer ausgewogenen Ernährung zusammensetzt.

Körperliche Aktivität

In zahlreichen Studien mit Betroffenen konnten Wissenschaftler belegen, dass sich körperliche Aktivität bei krebsassoziierter Fatigue als eine der wirksamsten Maßnahmen zur Besserung des Beschwerdebilds darstellt und sich die Lebensqualität dadurch deutlich steigern kann – insbesondere bei Menschen mit Brustkrebs. Als besonders effizient gilt demnach eine gezielte Kombination aus Konditions- und Krafttraining.

Die aktuell geltende Leitlinie ‚Komplementärmedizin für Patienten mit einer Krebserkrankung‘ empfiehlt als Ziel, mindestens 150 Minuten mäßige oder 75 Minuten anstrengende körperliche Aktivität pro Woche so früh wie möglich nach der Diagnose wieder zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Dadurch ließe sich nicht nur ein BMI im Normbereich erzielen, sondern das Risiko eines Rückfalls auch deutlich senken.

Entspannungsübungen und Achtsamkeitstraining

Weitere Studien belegen, dass achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung (MBSR) die Erschöpfung bei Fatigue reduzieren und sich positiv auf die mentale Gesundheit auswirken kann. Dazu zählen Techniken wie Yoga, Meditation und Körperwahrnehmung.

Ausgewogene Ernährung

Für Krebspatienten gelten die allgemein gültigen Ernährungsempfehlungen. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vollwertprodukten (frische und unbehandelte Produkte sowie Vollkornprodukte), Omega-3-Fettsäuren (aus fetten Seefischen) sowie Obst und Gemüse gilt Studien zufolge als hilfreich, um die Symptome einer Fatigue zu mindern und dem Körper alle wichtigen Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe zu liefern sowie genügend Energie aufzunehmen. Dadurch lässt sich auch der Gefahr einer Mangelernährung, einem zu starken Gewichtsverlust und unerwünschtem Muskelabbau vorbeugen.

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