Medikamente bei Brustkrebs

Diese alphabetisch geordnete Übersicht über die verschiedenen gebräuchlichen Brustkrebs-Medikamente dient Ihnen als Nachschlagewerk, wenn Sie etwas mehr über die Medikamente und deren Wirkweise erfahren wollen. Zusätzlich hat Prof. Dr. Pia Wülfing Ihnen zu den Brustkrebs-Medikamenten weitere allgemeine Informationen zur Indikation, Verabreichung, Dosierung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zusammengestellt. 

Das Medikamentenglossar erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Vorab erklären wir Ihnen hier noch unsere verwendeten Kategorien:

Indikation: Hier erfahren Sie, für welche Brustkrebsform(en) das Medikament von der Arzneimittelbehörde zugelassen ist.

Verabreichung: In dieser Kategorie erhalten Sie Informationen über die Darreichungsform des Medikaments: z.B. als Infusion über die Vene, als Spritze in den Muskel (intramuskulär, i.m.) oder unter die Haut (subkutan, s.c.), als Tablette oder Kapsel (oral).

Dosierung: Diese Rubrik informiert Sie über die gängigen Dosierungsempfehlungen für das Medikament.

Nebenwirkungen: Hier können Sie die häufigsten Nebenwirkungen des Medikaments nachlesen.

Wechselwirkungen:  Erfahren Sie hier, welche Auswirkungen die gleichzeitige Anwendung anderer Medikamente oder Substanzen haben kann.

Medikamente

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Es gibt 9 Namen in diesem Verzeichnis, die mit dem Buchstaben A beginnen.
Abemaciclib (Handelsname: Verzenios)
Abemaciclib ist ein CDK4/6-Hemmer und somit ein zielgerichtetes Medikament, das beim metastasierten Brustkrebs eingesetzt wird. Vor allem das Wachstum und die Teilung hormonempfindlicher (ER-positiver, PR-positiver) Brustkrebszellen hängt von diesen Enzymen ab. Die meisten gesunden Zellen bleiben verschont, weil dies für sie nicht gilt. Abemaciclib wird in Kombination mit einer Antihormontherapie, respektive Aromatasehemmern oder Fulvestrant, beim metastasierten Brustkrebs eingesetzt. Die Wirkung der Antihormontherapie wird dadurch deutlich verbessert, Resistenzen werden verhindert. Wird Abemaciclib vor den Wechseljahren gegeben, muss die Eierstockfunktion mit einem GnRHa ausgeschaltet werden.
Im Gegensatz zu den anderen beiden CDK4/6i hemmt Abemaciclib vor allem CDK4. Dadurch wird auch das etwas unterschiedliche Nebenwirkungsprofil erklärt.
Aufgrund sehr vielversprechender Studiendaten wird im Laufe dieses Jahres (2021) auch die Zulassung von Abemaciclib in der adjuvanten Therapie bei hormonempfindlichem Brustkrebs und hohen Risiko erwartet.
Indikation: Behandlung von Frauen mit Hormonrezeptor (HR)-positivem, HER2-negativem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs in Kombination mit einem Aromatasehemmer oder Fulvestrant
Verabreichung: Einnahme als Tabletten (oral)
Dosierung: Die empfohlene Dosis Abemaciclib bei Anwendung in Kombination mit endokriner Therapie beträgt 150 mg zweimal täglich (anders als bei den anderen CDK4/6 Hemmern gibt es bei Abemaciclib keine Pausenwoche!)
Nebenwirkungen: Abfall der weißen Blutkörperchen (weniger häufig als bei den beiden anderen CDK4/6i); Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Fatigue
Wechselwirkungen: CYP3A4-Inhibitoren (ggf. Dosisreduktion von Abemaciclib erforderlich)
Adriamycin
siehe Doxorubicin
Alpelisib (Handelsname: Piqray)
Alpelisib ist ein zielgerichtet wirkendes Medikament, das beim metastasierten hormonempfindlichen (HR+) Brustkrebs in Kombination mit einer Antihormontherapie eingesetzt werden kann. Diese Kombination verbessert das Überleben deutlich. Alpelisib wirkt nur bei Krebszellen mit einer PIK3CA-Mutation, die bei etwa 40% der hormonempfindlichen metastasierten Mammakarzinome vorliegt. Eine PIK3CA-Mutation bewirkt ein schnelleres Wachstum von Brustkrebszellen und eine schlechteren Krankheitsverlauf. Ob bei Ihrem Tumor eine PIK3CA-Mutation vorliegt, kann an Gewebeproben untersucht werden. Wenn eine PIK3CA-Mutation am Tumor nachgewiesen wird, kann eine Kombinationstherapie aus Fulvestrant + Alpelisib durchgeführt werden. Bei jungen (prämenopausalen) Frauen muss die Eierstocksfunktion mittels GnRHa-Gabe ausgeschaltet werden, um Fulvestrant wirksam einsetzen zu können.
Indikation: Alpelisib kann nur angewendet werden, wenn die Brustkrebszellen eine spezifische Mutation (Veränderung) im Gen PIK3CA haben (PIK3CA-Mutation). Weitere Voraussetzungen zum Einsatz von Alpelisib in Kombination mit Fulvestrant zur Behandlung von postmenopausalen Frauen mit einem lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinom sind, dass die Krebszellen Hormonrezeptor (HR)-positiv und HER2-negativ sind und die erste Antihormontherapie nicht mehr funktioniert.
Verabreichung: als Tablette (oral)
Dosierung: 300 mg Alpelisib (2 Filmtabletten zu 150 mg) einmal täglich, kontinuierlich eingenommen. Alpelisib sollte jeden Tag ungefähr zur gleichen Zeit unmittelbar nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
Nebenwirkungen: u.a. zu hohe Blutzuckerwerte, Durchfall, Übelkeit, verminderter Appetit, Hautausschlag
Anastrozol
Siehe Aromatasehemmer
Anthrazykline (auch Anthracycline)
Anthrazykline werden bei Brustkrebs als Chemotherapie eingesetzt. Anthrazykline wirken antibiotisch und werden aus Bakterien gewonnen. In der Chemotherapie werden Anthrazykline als Zytostatika (Zellgifte) angewendet. Sie töten Zellen (z.B. Tumorzellen) ab, die sich häufig teilen. Zu den bei Brustkrebs eingesetzten Anthrazyklinen zählen Epirubicin und Adriamycin (Doxorubicin).
Antihormontherapie (synonym: endokrine Therapie)
Unter der endokrinen oder antihormonellen Therapie (Antihormontherapie) versteht man eine medikamentöse Therapie bei hormonempfindlichem (HR-positivem) Brustkrebs. Sie ist eine äußerst wirksame und wichtige Behandlungsmöglichkeit bei Brustkrebs, die bei vielen Patientinnen das Risiko für einen Rückfall oder ein Fortschreiten der Erkrankung senken kann. Eine Antihormontherapie kann die Bildung von Östrogenen (weiblichen Geschlechtshormonen) verhindern oder die Hormonrezeptoren (HR) blockieren, so dass die Hormone nicht an der Tumorzelle andocken und sie „füttern“ können.
Antikörpertherapie
Die Antikörpertherapie bei Brustkrebs zählt zu den neueren und zielgerichteten Therapieverfahren. Sie funktioniert nach einem Schlüssel-Schloss-Mechanismus. Die Antikörper docken an Merkmale („Antennen“) an der Oberfläche der Krebszellen an. Dadurch werden gezielt Signalwege blockiert, die wichtig für das Wachstum der Tumorzellen sind. Durch die medizinisch eingesetzten Antikörper kann z.T. auch das Immunsystem aktiviert werden und so den Brustkrebs besser bekämpfen.
Beispiele: Trastuzumab, Pertuzumab
Aromatasehemmer (Aromataseinhibitoren, AI)
Die Aromatasehemmer werden als Antihormontherapie bei hormonempfindlichem Brustkrebs eingesetzt. Zur Gruppe der Aromatasehemmer zählen die Präparate Anastrozol, Exemestan oder Letrozol. Aromatasehemmer hemmen die Produktion der Geschlechtshormone. Bei der postmenopausalen Frau bilden die Eierstöcke keine Hormone mehr. Die Östrogene entstehen dann durch Umwandlung aus körpereigenen Vorstufen der Hormone v. a. im Fettgewebe. Das Enzym Aromatase führt diese Umwandlung durch. Aromatasehemmer blockieren dieses Enzym und verhindern so die Bildung von Östrogenen. Dies funktioniert aber nur bei „ausgeschalteten“ Eierstöcken, also nach den Wechseljahren (in der Postmenopause) oder wenn die Eierstöcke jüngerer Frauen durch so genannte GnRHa ausgeschaltet werden!
Atezolizumab (Handelsname: Tecentriq)
Atezolizumab ist ein so genannter Checkpoint-Inhibitor und eine Immuntherapie bei Brustkrebs. Normalerweise sorgt der PD-1 Signalweg für eine Regulation des Immunsystems und schützt den Körper vor überschießenden Immunreaktionen. Krebszellen können diesen Mechanismus aber ausnutzen und sich vor den T-Zellen schützen. Atezolizumab bindet an PD-L1 und hemmt Wechselwirkungen zwischen PD-1 und PD-L1. Dadurch kommt es zu einer Reaktivierung des Immunsystems. Die Tumorzelle kann sich nicht mehr verstecken und kann angegriffen werden.
Indikation: Atezolizumab wird in Kombination mit nab-Paclitaxel bei Patientinnen mit metastasiertem triple-negativen Mammakarzinoms (TNBC) eingesetzt, deren Tumor eine PD-L1-Expression ≥ 1 % (der Immunzellen) zeigt und die keine vorherige Chemotherapie zur Behandlung der metastasierten Erkrankung erhalten haben.
Verabreichung: als Infusion (i.v.)
Dosierung: 840 mg, beim 28-Tage-Zyklus mit nabPaclitaxel: Gabe von Atezolizumab an den Tagen 1 und 15 (nabPac Tag 1,8,15)
Nebenwirkungen: u.a. Abgeschlagenheit (Fatigue), verminderter Appetit, Übelkeit, Luftnot, Durchfall, Hautausschlag, Fieber, Erbrechen

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