Medikamente bei Brustkrebs

Diese alphabetisch geordnete Übersicht über die verschiedenen gebräuchlichen Brustkrebs-Medikamente dient Ihnen als Nachschlagewerk, wenn Sie etwas mehr über die Medikamente und deren Wirkweise erfahren wollen. Zusätzlich hat Prof. Dr. Pia Wülfing Ihnen zu den Brustkrebs-Medikamenten weitere allgemeine Informationen zur Indikation, Verabreichung, Dosierung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zusammengestellt. 

Das Medikamentenglossar erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Vorab erklären wir Ihnen hier noch unsere verwendeten Kategorien:

Indikation: Hier erfahren Sie, für welche Brustkrebsform(en) das Medikament von der Arzneimittelbehörde zugelassen ist.

Verabreichung: In dieser Kategorie erhalten Sie Informationen über die Darreichungsform des Medikaments: z.B. als Infusion über die Vene, als Spritze in den Muskel (intramuskulär, i.m.) oder unter die Haut (subkutan, s.c.), als Tablette oder Kapsel (oral).

Dosierung: Diese Rubrik informiert Sie über die gängigen Dosierungsempfehlungen für das Medikament.

Nebenwirkungen: Hier können Sie die häufigsten Nebenwirkungen des Medikaments nachlesen.

Wechselwirkungen:  Erfahren Sie hier, welche Auswirkungen die gleichzeitige Anwendung anderer Medikamente oder Substanzen haben kann.

Medikamente

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Es gibt 7 Namen in diesem Verzeichnis, die mit dem Buchstaben T beginnen.
T-DM1 (Handelsname: Kadcyla)
T-DM1 kombiniert den antiHER2-Antikörper Trastuzumab und eine Chemotherapie (Maytansin). Da T-DM1 ganz zielgerichtet nur an Zellern mit HER2-„Antenne“ bindet, dann in die Zelle eingeschleust wird und erst in der Zelle die Chemotherapie freigesetzt wird, wird das Medikament auch als „Trojanisches Pferd“ bezeichnet. Der große Vorteil ist, dass T-DM1 nicht in Zellen geschleust wird, die keinen HER2-Rezeptor tragen, so dass gesunde Zellen verschont bleiben. Daher hat das Medikament trotz hoher Wirksamkeit wenig Nebenwirkungen.
Indikation:
1. Therapie des metastasierten HER2-positiven Brustkrebses, wenn Trastuzumab bzw. die Kombination von Trastuzumab und Pertuzumab nicht mehr wirkt
2. beim HER2-positiven frühen Brustkrebs als „post-neoadjuvante“ Therapie, wenn also nach neoadjuvanter Behandlung mit Chemotherapie und antiHER2-Therapie (Trastuzumab und ggf. Pertuzumab) noch ein Tumorrest übriggeblieben ist.
Verabreichung: als Infusion (i.v.)
Dosierung: 3,6 mg/kg Körpergewicht, alle drei Wochen
Nebenwirkungen: u.a. eine reduzierte Zahl an Blutplättchen (Thrombozytopenie), erhöhte Leberwerte, Blutarmut (Anämie) und Erschöpfung
Talazoparib (Handelsname: Talzenna)
Talazoparib zählt zur Gruppe der PARP Inhibitoren, die das Enzym PARP = Poly-[ADP-Ribose-]Polymerase blockieren, das eine wichtige Rolle bei der Reparatur der Erbinformation (DNA) von Zellen spielt. Durch die Hemmung dieses Enzyms kann die Zelle Schäden nicht mehr reparieren und es kommt zum Zelltod.
Talazoparib wird als Therapie (Monotherapie) für die Behandlung von Patientinnen mit BRCA1/2-Mutationen (familiärem Brustkrebs) angewendet, die ein HER2-negatives, lokal fortgeschrittenes oder metastasiertes Mammakarzinom haben.
Indikation: Therapie bei fortgeschrittenem oder metastasiertem HER2-negativen vorbehandeltem Brustkrebs bei Patienten mit BRCA1/2-Mutationen in der Keimbahn
Verabreichung: als Hartkapseln (oral)
Dosierung: 1 mg, einmal täglich
Nebenwirkungen: u.a. Blutbildveränderungen, Übelkeit und Erbrechen.
Tamoxifen
Tamoxifen ist ein sogenanntes Antiöstrogen oder auch SERM (Selective Estrogen Receptor Modulator) und wird in der Antihormontherapie bei hormonempfindlichem Brustkrebs seit Jahrzehnten eingesetzt. Tamoxifen bindet an die Hormon-Rezeptoren (HR) an der Zelloberfläche von Brustkrebszellen, an die sonst die Östrogene binden. So wird der Rezeptor besetzt und blockiert. Östrogene können nicht mehr andocken und einen Wachstumsreiz der Zelle anstoßen. Die Tumorzelle wird „ausgehungert“. Eine Tamoxifen-Therapie reduziert das Rückfallrisiko deutlich. In der adjuvanten (vorsorglichen) Situation noch lange über die Zeit der Einnahme hinaus.
Indikation: Zur Behandlung von hormonempfindlichem (HR-positiven) Brustkrebs als adjuvante und palliative Therapie. Einsatz vor und nach den Wechseljahren (prä- und postmenopausal) möglich
Verabreichung: als Tabletten (oral)
Dosierung: 20 mg/1 x täglich, unabhängig von Mahlzeiten; in der prophylaktischen (adjuvanten) Situation 5-10 Jahre Einnahme, in der metastasierten Situation: so lange wie die Therapie wirkt
Nebenwirkungen: Tamoxifen kann (muss aber nicht!) Wechseljahrsbeschwerden verursachen: Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme. Weitere seltene Nebenwirkungen sind Thrombosen, eine hoch aufgebaute Gebärmutterschleimhaut (Endometriumhyperplasie) und sehr selten Gebärmutterschleimhautkrebs. Unter Tamoxifen sollte regelmäßig (mind. 1x/Jahr) eine augenärztliche Kontrolle erfolgen, da sich bei älteren Patientinnen die Augenlinsen eintrüben, also ein grauer Star entwickeln kann.
Wechselwirkungen: Tamoxifen wird erst im Körper von dem Enzym CYP2D6 zum aktiv wirksamen Medikament verstoffwechselt. Medikamente oder Nahrungsmittel, die CYP2D6 hemmen oder anregen, können die Wirksamkeit verändern.
Taxane
Taxane werden aus der Rinde der Eibe gewonnen und hemmen die Zellteilung, indem sie den so genannten Spindelapparat hemmen und diesen für seine Funktion bei der Zellteilung unbrauchbar machen. Die Krebszellen können sich also nicht teilen und sterben ab. Bei Brustkrebs werden die Substanzen Paclitaxel (Taxol®), Docetaxel (Taxotere®) und nab-Paclitaxel (Abraxane®) eingesetzt. Die Taxane werden als Infusion über die Vene gegeben. Typische Nebenwirkungen der Taxane sind neben den üblichen Nebenwirkungen einer Chemotherapie wie (eher leichteren) Blutbildveränderungen (Hämatotoxizität), eher mäßiger Immunschwäche und Haarausfall vor allem Schleimhauttrockenheit, Schleimhautentzündung, Müdigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen (Arthralgien und Myalgien) und das Risiko einer Nervenendenschädigung (periphere Polyneuropathie, PNP). Um das Risiko einer PNP zu verringern scheint es sinnvoll zu sein, die Hände und Füße während der Infusion der Taxane mild zu kühlen, um die Durchblutung in Fingern und Zehen und damit die dort ankommende Dosis an Chemotherapie zu verringern.
Trastuzumab
Trastuzumab ist ein Antikörper, der gegen HER2 auf Mammakarzinomzellen gerichtet ist. Eine Therapie mit Trastuzumab (meist zunächst in Kombination mit einer Chemotherapie; oft in Kombination mit Pertuzumab) ist in allen Stadien des HER2-positiven Mammakarzinoms indiziert, also neoadjuvant, adjuvant und in der metastasierten Situation.
Indikation: Behandlung bei einem „HER2-positiven“ Brustkrebs; Anwendung in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten bei: Brustkrebs im Frühstadium, lokal begrenzt zurückgekehrtem Brustkrebs und bei metastasiertem Brustkrebs (Krebs, der sich auf andere Körperregionen ausgebreitet hat).
Verabreichung:
  • als Infusion (i.v.) (Erstgabe über 90 min., Folgegaben über 30 min.)
  • als subkutane Spritze (s.c.)
  • als subkutane Spritze in Fixkombination mit Pertuzumab (Phesgo®, s.u.) verfügbar
alle 3 Wochen Wiederholung (im Frühstadium insgesamt 1 Jahr, bei metastasierter Situation: solange die Patientin von der Therapie profitiert)
Dosierung:
  • als Infusion (i.v.) Erstgabe: 8mg/kg Körpergewicht, Folgegaben: 6mg/kg Körpergewicht
  • als subkutane Spritze (s.c.): 600 mg
Nebenwirkungen: Trastuzumab kann insbesondere bei Patientinnen, die mit Anthrazyklinen behandelt wurden, die Herzfunktion beeinträchtigen (daher wird vor Beginn einer Therapie die Herzfunktion gründlich überprüft). Mögliche weitere aber eher seltenere Nebenwirkungen, die sich zum Teil auch aus der Kombination mit Chemotherapie oder Pertuzumab ergeben, sind Infektionen, Entzündung der Nasen- und Rachenschleimhaut, Veränderungen des Blutbildes, Abgeschlagenheit, trockene Haut und Schleimhäute, Grippe-ähnliche Symptome, Durchfall, Übelkeit.
Trastuzumab Deruxtecan (Handelsname: Enhertu)
Trastuzumab Deruxtecan zählt zu den zielgerichteten Therapien und ist ein so genanntes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat. Das Medikament kombiniert einen Antikörper gegen den HER2-Rezeptor (Trastuzumab), der bei einem Teil der Mammakarzinome vermehrt an der Oberfläche der Tumorzellen sitzt, mit dem zellschädigenden Wirkstoff Deruxtecan (DXd). Deruxtecan ist ein Topoisomerase-I-Hemmer. Das Medikament wirkt folgendermaßen: Der Antikörper-Anteil des Medikamentes (Trastuzumab) bindet an HER2 an der Zelloberfläche der Tumorzellen. Nach der Bindung wird der Trastuzumab-Deruxtecan-Komplex ins Zellinnere geschleust. Nach Abspaltung des Linkers wird das Deruxtecan freigesetzt, das zum Tod der Tumorzelle führt. Abgesehen von diesem Mechanismus bewirkt der Antikörper zusätzlich die so genannte ADCC (antikörperunabhängige zelluläre Zytotoxizität): Er markiert die HER2-positiven Tumorzellen für das Immunsystem als „fremd“ und „abzutöten“.
Indikation: Behandlung von Patientinnen mit einem inoperablem oder metastasierten HER2-positiven Brustkrebs, die bereits mindestens zwei gegen Brustkrebs gerichtete medikamentöse Vorbehandlungen erhalten haben.
Verabreichung: als Infusion
Dosierung: 5,4 mg/kg als Infusion einmal alle drei Wochen (21-tägiger Zyklus) bis zum Fortschreiten der Erkrankung oder bis zum Auftreten einer inakzeptablen Toxizität.
Die erste Gabe sollte über 90 min. erfolgen, bei guter Verträglichkeit dürfen die Folgegaben als 30-minütige Infusionen erfolgen.
Nebenwirkungen: v.a. Übelkeit, Erschöpfung, Erbrechen, Haarausfall, Verstopfung, Blutbildveränderungen (Neutropenie, Anämie, Thrombozytopenie), Pneumonitis (bei Husten, Atemnot, Fieber und/oder neuen/sich verschlechternden Atemwegssymptomen sollten Sie sich unverzüglich beim Arzt melden!), Verschlechterung der Herzleistung (LVEF) - vor Beginn der Enhertu-Behandlung und in regelmäßigen Abständen während der Behandlung sollten die Herzfunktion regelmäßig kontrolliert werden (z.B. Echokardiographie)
Wechselwirkungen: keine klinisch relevanten Einschränkungen bekannt
Tucatinib (Handelsname: Tukysa)
Tucatinib ist ein so genannter Tyrosinkinase-Inhibitor von HER2 und hemmt die Phosphorylierung oder Aktivierung von HER2 und HER3. Dadurch werden die Signalwege dieser Rezeptoren gehemmt und es kommt zum Absterben von Tumorzellen.
Indikation: zugelassen für Frauen mit HER2-positivem fortgeschrittenen oder metastasierten Brustkrebs, wenn die Patientinnen zuvor mindestens zwei gegen HER2 gerichtete Behandlungsschemata erhalten haben. Die Behandlung erfolgt in Kombination mit Trastuzumab und Capecitabin.
Verabreichung: als Tablette (oral)
Dosierung: 300 mg Tucatinib (zwei 150 g Tabletten), die kontinuierlich zweimal täglich (also alle 12h) in Kombination mit Trastuzumab und Capecitabin eingenommen werden. Die Tucatinib Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Die Tabletten müssen im Ganzen geschluckt werden!
Capecitabin und Trastuzumab werden wie sonst üblich dosiert und verabreicht:
Capecitabin: 1000 mg/m2 oral 2 x täglich d1-14, alle 21 Tage (innerhalb von 30 min. nach dem Essen)
Trastuzumab: als Infusion (i.v.) 8 mg/kg d1; 6 mg/kg alle 21 Tage oder als Spritze (s.c.) 600 mg alle 21 Tage
Tucatinib kann gleichzeitig mit Capecitabin eingenommen werden.
Nebenwirkungen: v.a. Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, erhöhte Leberwerte, Nasenbluten, Hautausschlag, Gelenkschmerzen.
Wechselwirkungen: Tucatinib ist ein starker CYP3A Inhibitor. Daher kann Tucatinib Wechselwirkungen mit Arzneimitteln, die durch CYP3A verstoffwechselt werden, verursachen. Dies kann zu erhöhten Konzentration des anderen Arzneimittels führen.

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