Medikamente bei Brustkrebs

Diese alphabetisch geordnete Übersicht über die verschiedenen gebräuchlichen Brustkrebs-Medikamente dient Ihnen als Nachschlagewerk, wenn Sie etwas mehr über die Medikamente und deren Wirkweise erfahren wollen. Zusätzlich hat Prof. Dr. Pia Wülfing Ihnen zu den Brustkrebs-Medikamenten weitere allgemeine Informationen zur Indikation, Verabreichung, Dosierung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zusammengestellt. 

Das Medikamentenglossar erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Vorab erklären wir Ihnen hier noch unsere verwendeten Kategorien:

Indikation: Hier erfahren Sie, für welche Brustkrebsform(en) das Medikament von der Arzneimittelbehörde zugelassen ist.

Verabreichung: In dieser Kategorie erhalten Sie Informationen über die Darreichungsform des Medikaments: z.B. als Infusion über die Vene, als Spritze in den Muskel (intramuskulär, i.m.) oder unter die Haut (subkutan, s.c.), als Tablette oder Kapsel (oral).

Dosierung: Diese Rubrik informiert Sie über die gängigen Dosierungsempfehlungen für das Medikament.

Nebenwirkungen: Hier können Sie die häufigsten Nebenwirkungen des Medikaments nachlesen.

Wechselwirkungen:  Erfahren Sie hier, welche Auswirkungen die gleichzeitige Anwendung anderer Medikamente oder Substanzen haben kann.

Medikamente

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Es gibt 8 Namen in diesem Verzeichnis, die mit dem Buchstaben P beginnen.
Paclitaxel
Paclitaxel ist ein Chemotherapie-Medikament aus der Gruppe der Taxane. Paclitaxel blockiert die Zellteilung, indem es verhindert, dass das „Zell-Skelett“ abgebaut wird. Dadurch können die Krebszellen sich nicht teilen und sterben ab.
Indikation: beim heilbaren Brustkrebs (neoadjuvant und adjuvant) und in der metastasierten Situation; Kombination mit anderen Chemotherapien wie z.B. Carboplatin oder mit Antikörper-Therapien wie anti-HER2 Antikörpern oder Bevacizumab möglich
Verabreichung: als Infusion (i.v.)
Dosierung: inzwischen übliche Dosierung: 80 mg/m2 wöchentlich; früher 3-wöchentliche Gabe von 175 mg/m2
Nebenwirkungen: u.a. zu wenig weiße Blutkörperchen (Neutrophile) im Blut, dadurch schlechteres Immunsystem, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Nervenschädigung, einschließlich Nervenschädigung (periphere Polyneuropathie) an Händen und Füßen, Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen (Myalgie).
Es gibt gute Hinweise dafür, dass die milde Kühlung von Händen und Füßen während der Infusion das Auftreten einer Nervenschädigung verhindern kann.
Palbociclib (Handelsname: Ibrance)
Palbociclib ist ein CDK4/6-Hemmer und somit ein zielgerichtetes Medikament, das beim metastasierten Brustkrebs eingesetzt wird. Vor allem das Wachstum und die Teilung hormonempfindlicher (ER-positiver, PR-positiver) Brustkrebszellen hängt von diesen Enzymen ab. Die meisten gesunden Zellen bleiben verschont, weil dies für sie nicht gilt. Palbociclib wird in Kombination mit einer Antihormontherapie, respektive Aromatasehemmern oder Fulvestrant, beim metastasierten Brustkrebs eingesetzt. Die Wirkung der Antihormontherapie wird dadurch deutlich verbessert, Resistenzen werden verhindert. Wird Palbociclib vor den Wechseljahren gegeben, muss die Eierstockfunktion mit einem GnRHa ausgeschaltet werden.
Indikation: Behandlung von Frauen mit Hormonrezeptor (HR)-positivem, HER2-negativem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs in Kombination mit einem Aromatasehemmer oder Fulvestrant
Verabreichung: als Tabletten (oral)
Dosierung: Die empfohlene Dosis beträgt einmal täglich 125 mg Palbociclib für 21 aufeinander folgende Tage, gefolgt von 7 Tagen ohne Behandlung (3/1 Schema). Dies ergibt einen vollständigen Behandlungszyklus von 28 Tagen.
Nebenwirkungen: u.a. Neutropenie (niedrige Konzentrationen an Neutrophilen, weißen Blutkörperchen), Infektionen, Leukopenie (niedrige Anzahl an weißen Blutkörperchen), Ermüdung, Übelkeit, Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut)
Wechselwirkungen: Während der Behandlung mit Palbociclib ist die gleichzeitige Anwendung von starken CYP3A- Inhibitoren zu vermeiden. Achtung: keine gleichzeitig Johanneskraut-Einnahme!
PARP Inhibitoren (Olaparib, Talazoparib)
Die PARP-Inhibitoren (Olaparib, Talazoparib) zählen zu der Gruppe der zielgerichteten Medikamente. Sie blockieren die Enzyme PARP = Poly-[ADP-Ribose-]Polymerase, die eine wichtige Rolle bei der Reparatur der Erbinformation (DNA) von Zellen spielen. Wenn diese Enzyme gehemmt werden, kann die Zelle Schäden nicht mehr reparieren und es kommt zum Zelltod. Die PARP-Inhibitoren sind aus der Behandlung des Eierstockskrebs schon einige Jahre bekannt.
Pembrolizumab (Handelsname: Keytruda®)
Bei manchen Mammakarzinomen tragen die Krebszellen auf der Oberfläche das Eiweiß PD-L-1 (Programmed-Death-Ligand-1). PD-L-1 hemmt das Abwehrsystem des Körpers, sodass Krebszellen nur schwach bekämpft werden. Pembrolizumab ist ein Antikörper gegen PD-L1, bindet an den Rezeptor für PD-L-1 und regt so das Immunsystem dazu an, den Krebs zu bekämpfen. Pembrolizumab wird in Kombination mit einer Chemotherapie verabreicht und somit als Immunchemotherapie bezeichnet.
Indikation: Patientinnen mit triple-negativem fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinom (TNBC), deren Tumor vermehrt PD-L1 aufweist (Nachweis einer PD-L1-Expression: Combined Positive Score [CPS] ≥ 10), wenn noch keine Chemotherapie zur Behandlung der metastasierten Erkrankung eingesetzt wurde.
Verabreichung: als Infusion (i.v.), also über einen Tropf in eine Vene
Pembrolizumab wird alle drei Wochen (q21d) in einer Dosis von 200 mg als Infusion verabreicht – also über einen Tropf in eine Vene gegeben. Die Infusion dauert ungefähr 30 Minuten. Die Behandlung wird beendet, wenn die Erkrankung trotzdem weiter fortschreitet oder wenn die Nebenwirkungen zu stark sind.
Dosierung: Der Wirkstoff wird mit einer Chemotherapie kombiniert. Die empfohlene Dosis von Pembrolizumab beträgt 200 mg alle 3 Wochen. Die Infusion dauert ungefähr 30 Minuten. Die Behandlung wird beendet, wenn die Erkrankung trotzdem weiter fortschreitet oder wenn die Nebenwirkungen zu stark sind.
Nebenwirkungen: besonders immunvermittelte Nebenwirkungen durch eine Überreaktion des Immunsystems wie Pneumonitis, Kolitis, Hepatitis, Nephritis, Erkrankungen der hormonbildenden Organe (Endokrinopathien)
Wechselwirkungen: keine bekannt oder zu erwarten
Pertuzumab (Handelsname: Perjeta)
Pertuzumab ist wie Trastuzumab ein Antikörper gegen HER2. Er dockt allerdings an einer anderen Stelle am HER2-Rezeptor an. Pertuzumab verstärkt die Wirkung von Trastuzumab deutlich. Daher werden diese beiden Antikörper meist gemeinsam verabreicht. Eine Therapie mit Pertuzumab (anfangs meist zunächst in Kombination mit einer Chemotherapie; und meist in Kombination mit Trastuzumab) ist beim HER2-positiven Mammakarzinom in allen Stadien indiziert, also neoadjuvant, adjuvant und in der metastasierten Situation.
Indikation: Behandlung bei einem „HER2-positiven“ Brustkrebs; Anwendung in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten bei: Brustkrebs im Frühstadium, lokal begrenzt zurückgekehrtem Brustkrebs und bei metastasiertem Brustkrebs (Krebs, der sich auf andere Körperregionen ausgebreitet hat).
Verabreichung: als Infusion (i.v.); oder in Fix-Kombination mit Trastuzumab als Phesgo® als Spritze
Dosierung: Pertuzumab ist als Infusion (Erstgabe 840 mg über 60 min., Folgegaben 420 mg über 30 min.) und als subkutane Spritze in Fixkombination mit Trastuzumab (Phesgo®, s.u.) verfügbar. Pertuzumab muss alle 3 Wochen verabreicht werden.
Nebenwirkungen: Pertuzumab kann insbesondere bei Patientinnen, die mit Anthrazyklinen behandelt wurden, die Herzfunktion beeinträchtigen (daher wird vor Beginn einer Therapie die Herzfunktion gründlich überprüft). Mögliche weitere aber eher seltenere Nebenwirkungen, die sich zum Teil auch aus der Kombination mit Chemotherapie oder Trastuzumab ergeben, sind Infektionen, Entzündung der Nasen- und Rachenschleimhaut, Veränderungen des Blutbildes, Abgeschlagenheit, trockene Haut und Schleimhäute, Grippe-ähnliche Symptome, Durchfall, Übelkeit.
Phesgo (Pertuzumab/Trastuzumab Fixkombination)
Die beiden bekannten und schon lange Jahre in der Therapie von HER2-positivem Brustkrebs eingesetzten Antikörper Pertuzumab und Trastuzumab stehen jetzt als Fixkombination und in Form einer Spritze zur Verfügung (und müssen nicht mehr als zwei Infusionen nacheinander über die Vene verabreicht werden). Die Wirksamkeit der kombinierten Spritze ist der Wirksamkeit der Infusion vergleichbar! Wie bisher üblich, werden die Antikörper zunächst mit einer Chemotherapie kombiniert.
Indikation: Behandlung bei einem „HER2-positiven“ Brustkrebs; Anwendung in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten bei: Brustkrebs im Frühstadium, lokal begrenzt zurückgekehrtem Brustkrebs und bei metastasiertem Brustkrebs (Krebs, der sich auf andere Körperregionen ausgebreitet hat).
Verabreichung: als Spritze (subcutan, s.c.), Erstgabe von Phesgo sollte über acht Minuten, Folgegaben über 5 Minuten; alle 3 Wochen Wiederholung (im Frühstadium insgesamt 1 Jahr, bei metastasierter Situation: solange die Patientin von der Therapie profitiert)
Dosierung: 1. Gabe: Pertuzumab 1200 mg/Trastuzumab 600 mg; ab 2. Gabe und alle Folgegaben: Pertuzumab 600 mg / Trastuzumab 600 mg
Nebenwirkungen: es treten selten Nebenwirkungen auf; wenn, dann u.a. Durchfall, Übelkeit, Blutarmut (Anämie), Müdigkeit, Gelenkschmerzen und Haarausfall (letzterer ist auf die gleichzeitige Gabe der Chemotherapie zurückzuführen).
PIK3CA
Eine PIK3CA-Mutation bewirkt ein schnelleres Wachstum von Krebszellen und eine schlechteren Krankheitsverlauf. Ob bei Ihrem Tumor eine PIK3CA-Mutation vorliegt, kann an Gewebeproben untersucht werden. Wenn bei Ihnen eine PIK3CA-Mutation nachgewiesen wird, kann eine Kombinationstherapie aus Fulvestrant mit dem PIK3CA Hemmer Alpelisib durchgeführt werden.
primär-systemische Therapie (PST)
synonym: neoadjuvante Therapie (NACT); bei der neoadjuvanten oder primär-systemischen Therapie wird die medikamentöse Therapie (Chemotherapie, Antikörpertherapie, Antihormontherapie) vor der Operation durchgeführt, also vorgezogen. Dadurch kann die Tumorgröße vor der Operation verkleinert werden und eine bessere Operabilität erreicht werden. Ein weiterer Vorteil dieser Reihenfolge ist, dass man am Tumor beobachten kann, ob die Medikamente auch wirklich wirken (in vivo Sensibilitätstestung).

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